Schnelle Verbesserung der Wirtschaftslage nicht in Sicht

Unternehmen aus Freyung-Grafenau kommen im IHK-Gremium zusammen

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© IHK Niederbayern Die Unternehmer im IHK-Gremium Freyung-Grafenau mit ihrem Vorsitzenden Jürgen Greipl (11. von links), dem Gastgeber Norbert Peter (9. von links) sowie den Vertretern der IHK Niederbayern.

Für einen Austausch über Branchen- und Betriebsgrenzen hinweg sind die Unternehmen im IHK-Gremium Freyung-Grafenau diese Woche bei der Bachl-Unternehmensgruppe in Deching zusammengekommen. Das Fazit zur Situation der Wirtschaft in der Region: Trotz aller Probleme hat sich die Geschäftslage in vielen Betrieben stabilisiert – allerdings auf niedrigem Niveau. Das zeigte sich in Handel, Industrie, Dienstleistungen oder Gastronomie. So können die Unternehmen zumindest zufriedenstellende Umsätze erzielen und die Personalsuche wird etwas leichter. Deutlich wurde im Gremium aber auch: Die Unwägbarkeiten nehmen zu und Planungssicherheit ist kaum mehr gegeben. Mit einer schnellen Verbesserung der Lage rechnet niemand. Die Gründe dafür sind vielfältig: internationale Handelskonflikte oder praxisferne EU-Regulierung, aber auch strukturelle Probleme am Standort selbst. So zeigt sich in Freyung-Grafenau ebenso wie im gesamten Wirtschaftsraum Niederbayern eine zunehmende Schwäche der Industrie. Durch weniger Aufträge und sinkende Konsumlaune strahlt das auf nahezu alle Branchen und Bereiche aus – mit steigender Tendenz. Umso wichtiger ist daher, die Wirtschaft im Landkreis zu stützen und die Herausforderungen aktiv anzugehen. Der Vorsitzende des Gremiums, IHK-Vizepräsident Jürgen Greipl, stellte dazu klar: „Wir werden uns auf die regionalen Themen konzentrieren, um Verbesserungen für unsere Betriebe zu erreichen. Das reicht von Arbeits- und Fachkräften bis zur Infrastruktur mit Straßen, Datenverbindungen oder dem Stromnetz.“

Hierzu nahmen die regionalen Unternehmen die Politik in die Pflicht – gerade mit Blick auf eine neue Bundesregierung. Ein spürbarer Abbau der Bürokratie, höhere Geschwindigkeit in der Verwaltung, Verbesserungen der maroden Infrastruktur und mehr Anstrengungen, um die steigenden Kosten für Unternehmen in den Griff zu bekommen, waren dabei zentrale Forderungen. Greipl sprach einen weiteren Aspekt an, den viele Unternehmer im Gremium bestätigten: Um die derzeitige Krisensituation zu überwinden, brauche es mehr Arbeit statt weniger. Die Politik setze hier aber durch Sozialleistungen und das Steuersystem falsche Anreize. Ein Aufstocken der Arbeitszeit wird so für viele Teilzeitbeschäftigte unattraktiv. „Wir haben kein Problem mit der Zahl der Beschäftigten, sondern mit der geleisteten Arbeitszeit. Im Vergleich der OECD-Länder liegt Deutschland bei der Zahl der Arbeitsstunden pro Erwerbstätigen abgeschlagen auf einem hinteren Platz“, verdeutlichte IHK-Hauptgeschäftsführer Alexander Schreiner. Neben vielen weiteren Punkten sei auch das ein Wettbewerbsnachteil für die regionale Wirtschaft.

Einen fachlichen Schwerpunkt legte das IHK-Gremium auf das Thema Nachhaltigkeit und die derzeit laufende Diskussion in der EU-Kommission dazu. IHK-Experte Martin Nätscher verdeutlichte, an welchen Punkten die Kommission bei den Nachhaltigkeitsvorgaben für Unternehmen jetzt nachjustieren möchte. Auf Drängen der IHK-Organisation seien zwar einige Regeln bereits überarbeitet, vereinfacht oder ganz gestrichen worden, weitere Erleichterungen seien bisher aber nur angekündigt und noch keineswegs beschlossen. Nätscher stellte dazu vor, wie die IHK die Unternehmen bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung unterstützen kann – mit Leitfäden und Tools, mit Beratung und Netzwerk sowie weiterhin mit politischer Arbeit auf allen Ebenen. Daher richtet die IHK-Organisation an die neue Bundesregierung auch die Forderung, das deutsche Lieferkettengesetz komplett abzuschaffen, denn durch die bestehenden EU-Regeln seien die Unternehmen bereits genug belastet.

Angeschlossen an die Sitzung war ein Rundgang der Gremiumsmitglieder durch den Standort Deching der Bachl-Gruppe. Prokurist Norbert Peter, selbst gewähltes Mitglied des IHK-Gremiums, führte die Unternehmer durch den Betrieb und zeigte konkret, wie das Betonwerk Bachl Nachhaltigkeit im Betrieb umsetzt, etwa mit der Reduzierung des bei der Zementherstellung unweigerlich anfallenden CO2.

Artikelnr: 291250