Herausforderungen eines „geteilten Arbeitsmarkts“
IHK und Agentur für Arbeit Passau treffen sich zum Arbeitsmarktgespräch
„Wir haben einen geteilten Arbeitsmarkt“ – das war die Grundaussage von Eva-Maria Kelch, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Passau, bei einem Gesprächstermin, zu dem Vertreterinnen der Agentur Anfang der Woche in die IHK Niederbayern gekommen sind. Was Kelch damit meint: Auf der einen Seite zeichnet sich ein Beschäftigungsabbau besonders in der für den Wirtschaftsraum Passau so wichtigen Industrie ab. Auf der anderen Seite berichten andere Branchen und Betriebe von Personal- und Fachkräftemangel. Diese gegensätzlichen Entwicklungen in Einklang zu bringen sei eine große Herausforderung für die Agentur. Mit Zahlen aus IHK-Erhebungen sowie konkreten Rückmeldungen aus Unternehmen im Raum Passau untermauerte IHK-Hauptgeschäftsführer Alexander Schreiner die Befunde der Agentur. „In der Summe sinken die Beschäftigungspläne in der Wirtschaft leicht. Gleichzeitig ist der Fachkräftemangel für 48 Prozent der Unternehmen nach wie vor ein gewichtiger Risikofaktor“, sagte Schreiner. In einer wirtschaftlich sehr angespannten Lage seien die gestiegenen Arbeitskosten nur eines von vielen Problemen für die regionalen Betriebe. Bürokratiebelastung, hohe Energiepreise, Mängel in der Infrastruktur oder allgemein die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen wirken ebenso als negative Standortfaktoren. Die Folge ist Schreiner zufolge: Neue Investitionen der Betriebe in Wachstum und Beschäftigung gehen vor allem ins Ausland – oder bleiben ganz aus.
Wenn die Beschäftigung im Agenturbezirk Passau noch wächst, dann insbesondere im Bereich der Teilzeit, erläuterte Kelch. Der Anstieg der vergangenen Jahre bei den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten sei zudem in erster Linie aus dem Ausland getrieben. Mehr Beschäftigte kommen demnach aus Ländern wie Kroatien, Rumänien oder Ungarn. Aktuell mehren sich aber auch bei der Arbeitsagentur die Alarmzeichen, betonte Kelch. Der Arbeitsmarkt im Bezirk musste zwar schon immer erhebliche Saisonschwankungen verkraften, doch in diesem Jahr haben weniger Menschen eine feste Wiedereinstellungszusage erhalten. Ebenso sei die Zahl der bei der Agentur gemeldeten offenen Arbeitsstellen zurückgegangen, während die Kurzarbeit weiter zunehme.
Positive Signale sehen IHK wie Arbeitsagentur beim Thema Ausbildung: Die regionalen Betriebe setzen weiterhin auf die Ausbildung und bieten jungen Leuten hervorragende Beschäftigungs- und Aufstiegschancen mit beruflicher Aus- und Fortbildung. Deutlich werde das beispielsweise durch die starke Beteiligung an der kommenden Passauer Ausbildungsmesse, die IHK und Arbeitsagentur als Partner unterstützen. Daneben wurden bei dem Arbeitsmarktgespräch weitere gemeinsame Projekte und Initiativen zwischen IHK und Agentur ins Auge gefasst, beispielsweise zu Punkten wie Qualifizierung oder der Beschäftigung von Fachkräften aus dem Ausland. Der Austausch zum wichtigen Thema Arbeitskräfte solle daher nicht nur weitergeführt, sondern ausgebaut werden, bekräftigten beide Seiten.