Recruiting der Gen Y und Z – Kanäle auswählen
Um junge Zielgruppen zu erreichen, ist es nicht mehr ausreichend, die Vorzüge eines Unternehmens nur in einer Stellenanzeige darzustellen.Für eine erfolgreiche Ansprache bedarf es einer Kombination verschiedener Maßnahmen, auch des sogenannten Active Sourcing.
Damit ist gemeint, dass Unternehmen sich zielgerichtet und proaktiv um Nachwuchskräfte bemühen. Sie bewerben sich quasi bei potenziellen Mitarbeitern, nicht umgekehrt.
Active Sourcing: Direkte Ansprache lohnt sich
Bislang ist das in Unternehmen noch nicht allzu verbreitet: Eine Umfrage von ifo-Institut und Randstad aus dem ersten Quartal 2022 zeigt, dass aktives Recruiting nur für 38 Prozent der Unternehmen in Deutschland eine große oder mittelgroße Rolle spielt. Die Mehrheit nutzt es kaum oder gar nicht. Stattdessen setzen viele Betriebe eher auf Stellenausschreibungen, die Arbeitsagentur oder Personalvermittler. Das dürfte auch daran liegen, dass Active Sourcing mit zusätzlichem Aufwand verbunden ist. Schließlich müssen einzelne Kandidaten oder Zielgruppen erst einmal identifiziert und dann richtig angesprochen werden. Welche Kanäle es gibt und wie diese genutzt werden können, ist vielen Unternehmen zudem unklar.
Es kann aber hilfreich sein, die proaktive Ansprache von Kandidaten als zusätzliche Maßnahme zu nutzen, um Mitarbeiter zu gewinnen. Das zeigt eine Umfrage der Universität Bamberg: Demnach bewarb sich ein Drittel der jungen Kandidaten nach direkter Ansprache bei einem Unternehmen, bei dem es sich sonst nicht beworben hätte.
Richtige Ansprache: Diese Kanäle kommen infrage
Welche Kanäle kommen dafür infrage? Unternehmen sollten digitale und analoge Mittel kombinieren. Manches lässt sich schnell und kostengünstig umsetzen, anderes braucht mehr Zeit und Geld.
Wichtig ist, sich genau zu überlegen, welche Kanäle am besten zum Unternehmen passen. Statt alle zu nutzen, kann es hilfreich sein, gezielt auszuwählen und die verfügbaren Ressourcen fokussiert für einen professionellen Auftritt im jeweiligen Bereich einzusetzen.
Damit Sie sich besser entscheiden können, werden die einzelnen Kanäle im Folgenden kurz vorgestellt.
Soziale Netzwerke zählen zu den wichtigsten Kommunikationskanälen der Generationen Y und Z. Etwa 90 Prozent der Gen-Z’ler sind mehrmals in der Woche auf Facebook, Instagram und Co. aktiv, während es unter den Millennials rund 83 Prozent sind. Unternehmen, die dort präsent sind, haben also potenziell größere Chancen, Kandidaten aufzufallen und mit ihnen in Kontakt zu treten. Sie können viele Plattformen kostenlos nutzen und sich als attraktiver Arbeitgeber zeigen. Aber Achtung: Statt überall halbherzig aktiv zu sein, sollten Unternehmen gezielt und professionell in Erscheinung treten. Und es lohnt, sich über rechtliche Grundlagen zu informieren oder an einem entsprechenden Seminar teilzunehmen.
Facebook ist das größte soziale Netzwerk. Einen Account zu betreiben ist vergleichsweise unkompliziert: Für Facebook braucht es nicht unbedingt hochwertige Fotos beziehungsweise unterhaltsame Videos. Textbeiträge mit einfachen Fotos und Links sind verbreitet. Mit anderen Nutzern kann man sich vernetzen und Seiten folgen. Aber: Hier erreicht man grundsätzlich eher Personen ab 25 Jahren. Für die jüngeren Zielgruppen ist Facebook weniger relevant.
Facebook kann sich für Unternehmen also lohnen, wenn sie:
- Beschäftigte der Generation Y oder Eltern von Generation Z und Alpha erreichen wollen
- relativ wenig Zeit in Social Media investieren möchten
Beim Blick auf die junge Zielgruppe zwischen 14 und 29 Jahren liegt Instagram laut ARD/ZDF-Onlinestudie in der wöchentlichen Nutzung deutlich vor Facebook. Auf der Plattform können Nutzer Fotos und Videos mit Ton hochladen bzw. aufnehmen, bearbeiten und teilen. Diese können zwar durch Texte ergänzt werden, aber der visuelle Teil steht deutlich im Fokus. Die Inhalte sollten relativ hochwertig, kreativ und geschmackvoll sein. Anderen Nutzern kann man folgen.
Instagram kann sich für Unternehmen lohnen, wenn sie:
- die Generation Z direkt erreichen möchten
- über visuelles Material verfügen
- relativ viel Zeit in Social Media investieren können
Messengerdienste wie WhatsApp
Der beliebteste Messengerdienst wiederum ist WhatsApp. Daher hat das Medium auch im Personalmanagement viel Potenzial, auch wenn die meisten den Dienst bislang privat nutzen. Mit der App „WhatsApp Business“ können KMU sowohl mit Kunden als auch mit Bewerbern kommunizieren, wenn diese zustimmen. Die App ist kostenlos im App Store (Apple) oder Play Store (Google / Android) erhältlich und kann mit einer normalen Mobilfunknummer verwendet werden. Eine der Funktionen ist, dass KMU einen sogenannten Kurzlink erstellen können: Bewerber können diesen anklicken, um direkt mit dem Betrieb via Chat in Kontakt zu treten – ohne die Unternehmensnummer abspeichern zu müssen. Ferner können über die App Updates zum Bewerbungsverfahren oder Newsletter mit Jobangeboten versendet werden. Antwort-Texte können als Schnellantworten gespeichert und verschickt werden. WhatsApp lässt sich vielfältig einsetzen, zum Beispiel, um Bewerbungsprozesse zu vereinfachen. So können Unternehmen Bewerbungen über WhatsApp entgegennehmen oder Fragen von Jobinteressenten beantworten. Ein Vorteil: Die meisten dürften die App bereits installiert haben, sodass eine wichtige Hemmschwelle wegfällt. Aber Achtung: Hier ist wichtig, sich über die nötigen Datenschutzvorkehrungen zu informieren.
WhatsApp kann sich für Unternehmen lohnen, wenn sie:
- ein modernes Verfahren nutzen möchten, um Bewerbungen entgegenzunehmen
- mit Bewerbern aus Generation Y und Z kommunizieren und deren Bedürfnis nach möglichst wenig Aufwand und schriftlicher statt telefonischer Kommunikation nachkommen möchten
- bereit und in der Lage sind, rasch auf Bewerberanliegen zu reagieren
TikTok
Eine weitere Plattform, die von den jüngeren Generationen verstärkt genutzt wird, ist das Videoportal TikTok. In einer Umfrage gaben rund 73 Prozent der 16- bis 19-jährigen Befragten an, TikTok zu nutzen. Auch jüngere Jugendliche sind auf dem Portal aktiv. Die Nutzer können kurze Videoclips ansehen, erstellen, mit Musik kombinieren und Spezialeffekte hinzufügen. Bild und Ton müssen nicht perfekt, aber unterhaltsam sein. Häufig geht es um Comedy und Unterhaltung. Doch auch Neuigkeiten und Mode sind präsente Themen auf TikTok. Beliebte Videos werden auf der Hauptseite angezeigt. Anderen Nutzern kann man folgen. Besonders bekannt ist TikTok für seinen Algorithmus, der Nutzern immer mehr Videos basierend auf ihren Interessen anzeigt. Wenn die Zielgruppe sich also einmal für ein Unternehmen interessiert, dürften dessen Inhalte künftig häufiger und präsenter ausgespielt werden.
TikTok kann sich für Unternehmen lohnen, wenn sie:
- Schüler aus der Gen Z und noch jüngeren Nachwuchs aus der Generation Alpha erreichen möchten
- sie unterhaltsame Inhalte in Bewegtbild bieten können
- sie viel Zeit in Social Media investieren können
- Personen im Unternehmen vor die Kamera treten möchten
- sie sich trauen, auch über sich selbst zu lachen und nicht nur ernste Inhalte vermitteln wollen
Auch berufliche Netzwerke wie LinkedIn oder Xing können als Plattformen genutzt werden, um Stellenanzeigen zu posten und das Interesse von potenziellen Kandidaten zu wecken.
Das wohl bekannteste Netzwerk LinkedIn hat nach eigenen Angaben 18 Millionen Nutzer in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Auf beruflichen Plattformen haben Betriebe zudem die Möglichkeit, aktiv nach Talenten zu suchen. Unternehmen können nach demografischen Merkmalen filtern wie Alter, Region, Ausbildungsgrad und berufliche Erfahrung. Entscheiden Betriebe sich für diesen Kanal, sollten sie sich zunächst ein professionelles Profil anlegen und sich vernetzen. Auf den Plattformen können sie dann gezielt nach Kandidaten Ausschau halten, die von ihrem Profil her zum Unternehmen passen könnten. Auch für Geschäftsführer oder andere Führungskräfte eines Unternehmens kann es sich lohnen, selbst auf den Netzwerken aktiv zu sein. Das kommt dem Wunsch der jungen Generationen nach authentischer Kommunikation entgegen. Unternehmen können in den Netzwerken Inhalte posten, die junge Beschäftigte interessieren könnten, zum Beispiel zu Geschäftszahlen, Fortbildungen, Umweltengagement oder Ähnlichem.
Karrierenetzwerke können sich für Unternehmen lohnen, wenn sie:
- Kontakt zu bereits Berufstätigen oder Studenten bekommen möchten
- sich mit Fachkräften vernetzen und eigene Botschaften platzieren möchten
- gezielt nach bestimmten Fachkräften suchen
- relativ viel Zeit investieren können
Die Stellenanzeige ist ein traditionelles Instrument, das nach wie vor zu den wichtigsten Maßnahmen des Recruitings zählt. Online-Jobbörsen sind eine wichtige Adresse, um freie Stellen zu bewerben. Die Anzeige kann flexibel gestaltet, auf die jeweilige Zielgruppe zugeschnitten werden und viele Informationen über den Betrieb enthalten. Angaben zu Entwicklungs- und Karriereangeboten, Sozialleistungen, Standorten und Veranstaltungen finden hier ihren Raum.
Zu den bekanntesten Portalen zählen StepStone und Indeed. Unternehmen können Stellenanzeigen über einen Onlineshop oder per Telefon buchen. Entweder gestalten sie die Anzeige danach selbst oder buchen je nach Plattform als Zusatzoption, dass die Betreiber die Anzeige aus den zugesandten Inhalten erstellen und veröffentlichen. Jobinteressenten können die Anzeige dann finden, indem sie aktiv auf der Seite suchen. Zudem wird die Anzeige an Orten ausgespielt, an denen die jeweilige Zielgruppe unterwegs ist, zum Beispiel auf Social Media. Die unterschiedlichen Serviceleistungen sind für Unternehmen mit teils hohen Kosten verbunden.
Digitale Anzeigenportale können sich für Unternehmen lohnen, wenn sie:
- Stellenanzeigen gezielt verbreiten möchten
- bereit sind, Geld zu investieren, um Reichweite zu generieren
Wenn sich Jobinteressenten Stellenanzeigen anschauen, dann wünschen sie sich Informationen über das Unternehmen, den (Ausbildungs-)Beruf und dazu, wie die Ausbildung genau abläuft oder der Joballtag aussieht - und zwar über die Angaben hinaus, die Unternehmen etwa auf StepStone oder Indeed veröffentlichen. Deshalb sollte jedes Unternehmen zusätzlich digital leicht auffindbare Informationen verfügbar machen. Auf der Homepage des Betriebs sollten neben der Stellenanzeige etwa folgende Informationen zu finden sein, zum Beispiel in der Unterrubrik „Karriere“:
- Erfahrungsberichte von älteren Azubis, im Blog- oder Video-Format
- authentische Fotos
- die genaue Vorstellung des Berufsbildes und Arbeitsalltags, im Blog- oder Video-Format
- der genaue Ablauf des Bewerbungsprozesses
Die Bewertungen und Empfehlungen anderer, insbesondere Gleichaltriger, sind für die jungen Generationen eine wichtige Entscheidungshilfe. Ein erfolgreiches Instrument der Mitarbeitergewinnung ist deshalb die Mitarbeiterempfehlung.
Unternehmen sollten ihre jungen Mitarbeitenden nach Freunden oder Bekannten fragen, die nach deren Ansicht gut in den Betrieb passen. Die Beschäftigten können dies meist gut einschätzen, sodass hohe Chancen bestehen, dass die Akquise erfolgreich verläuft. In einer Umfrage der Universität Bamberg gab jeder dritte Kandidat der Generation Z an, seinen aktuellen Job durch eine Mitarbeiterempfehlung erhalten zu haben. Um die Beschäftigten für das Mitarbeiterwerben zu motivieren, können Unternehmen auch Anreize schaffen: Wer einen neuen Mitarbeiter wirbt, bekommt beispielsweise eine Prämie.
Mitarbeiterempfehlungsprogramme können sich für Unternehmen lohnen, wenn sie:
- Azubis und Beschäftigte aus den Generationen Y und Z gewinnen möchten
- sie eine kostengünstige und relativ unaufwendige Art der Mitarbeitergewinnung suchen
- sie das Betriebsklima verbessern möchten
- sie bereit sind, den Einsatz für die Mitarbeiterwerbung zu honorieren, um das Programm dauerhaft attraktiv zu halten
Auch der persönliche Kontakt ist beim Recruiting der jungen Generationen wichtig. Regionale oder überregionale Job- und Karrieremessen sind hier eine Option.
Unternehmen können mit einem Stand auf diesen Karrieremessen präsent sein. Die Präsenz dort steigert den Bekanntheitsgrad und ermöglicht eine unmittelbare Ansprache von Schülern und Jobinteressierten. So lässt sich eine glaubwürdige und direkte Kommunikation herstellen. Auch die potenziellen Bewerber können am Messestand direkt unter die Lupe genommen werden. Aber: Die Messen werden oftmals schon lange vor dem Abschluss besucht. Es besteht also die Gefahr, bei den Schülern wieder in Vergessenheit zu geraten. Um die Bindung zu halten, können KMU interessierte Schüler auffordern, ihre Mailadresse zu hinterlegen, beispielsweise via Tablet direkt am Stand. So können Betriebe ihnen Stellenangebote zukommen lassen – und einen Talentpool aufbauen.
Jobmessen können sich für Unternehmen lohnen, wenn sie:
- persönlich in Kontakt treten möchten mit der Generation Z, etwa Schülern und Berufseinsteigern
- relativ viel Aufwand betreiben können
- sie neben der einzusetzenden Arbeitszeit Kosten wie Standgebühren und Werbematerial tragen können
Eine weitere Option ist, an einem Azubi-Speeddating der IHK teilzunehmen. Dort stellen sich Jugendliche in rund zehn Minuten bei einem Unternehmen ihrer Wahl vor und präsentieren ihre Stärken. Der persönliche Eindruck zählt mehr als Noten und Abschlüsse. Wenn es gut läuft, können die Unternehmen die Kandidaten danach zum weiteren Bewerbungsprozess einladen. Ansprechpartner sind die Industrie- und Handelskammern.
Azubi-Speeddatings können sich für Unternehmen lohnen, wenn sie:
- persönlich in Kontakt treten möchten mit Schülern der Generation Z
- sie bereit sind, auf Standard-Bewerbungsverfahren zu verzichten
- sie weniger Wert auf gute Noten legen und bereit sind, gezielte Bedarfe junger Bewerber zu fördern
Weitere Informationen
Team Fachkräfte
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