02.08.2024

Auswirkungen der Energiewende: „Nicht besser, nur weniger schlecht“

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Niederbayerische Umfrageergebnisse aus dem IHK-Energiewendebarometer (02.08.2024)

Für das „Energiewendebarometer“ fragt die IHK-Organisation die Unternehmen einmal im Jahr nach den Chancen und Risiken, die sie mit der Energiewende verbinden. Die aktuelle Umfragerunde hat gezeigt: Infrastrukturprobleme, fehlende Planbarkeit und hohe Preise bremsen nicht nur die Energiewende aus, sie schaden der Wirtschaft. Das gilt im bundesweiten Schnitt wie in der Region. Mit 49 Prozent bewertet fast die Hälfte der Unternehmen im IHK-Bezirk Niederbayern die Auswirkungen der Energiewende auf ihre Wettbewerbsfähigkeit als „negativ“ oder sogar „sehr negativ“. Dem stehen lediglich elf Prozent der Betriebe gegenüber, die die Energiewende (sehr) positiv einschätzen. Die bundesweiten Ergebnisse sind nicht viel besser. „Seit dem Jahr 2018 sind die Einschätzungen der Betriebe im Energiewendebarometer nicht nur durchgehend negativ, die Bewertungen sanken sogar von Jahr zu Jahr immer weiter ab – bis zum Tiefpunkt im Jahr 2023. Aktuell steht das Barometer weiter im roten Bereich. Die Werte sind nicht besser, sondern nur etwas weniger schlecht“, sagt Alexander Schreiner, Hauptgeschäftsführer der IHK Niederbayern, zu den Umfrageergebnissen.

Es hakt auch in der Region

Die negativen Bewertungen überwiegen also deutlich. Gründe dafür gibt es laut Umfrage mehrere. „Die Energiewende ist mit einem enormen Transformationsprozess verbunden, den die Betriebe annehmen und gestalten wollen. Bürokratie, schleppende Verfahren und anhaltende Unsicherheit hemmen jedoch diesen Transformationsprozess“, zitiert Schreiner aus der Umfrage. Beispiele, wo es hakt, gebe es in der Region genug: „Das reicht vom jahrzehntelangen Gezerre um den Energiespeicher Riedl über die frustrierend langwierige Suche nach Standorten für Umspannwerke oder den Verlauf von Stromtrassen bis zu langen Wartezeiten und komplizierten Vorgaben, wenn ein Unternehmer für den Eigenbedarf eine Photovoltaikanlage oder gar ein Windrad ans Netz bringen will. Das Vertrauen, dass sich in der Energiepolitik dazu grundsätzlich etwas ändert, ist in der Wirtschaft mittlerweile verlorengegangen“, kritisiert Schreiner.

Hohe Preise hemmen Investitionen

Belastend sind für die Unternehmen außerdem die weiterhin hohen Energiepreise. Branchenübergreifend berichten Betriebe, dass sie mit Blick auf die hohen Preise ihre Investitionen zurückfahren müssen. Bereits jedes dritte Unternehmen in Niederbayern kann daher weniger in die eigenen Kernprozesse investieren, auch bei Forschung und Entwicklung sowie Klimaschutz müssen Abstriche gemacht werden. „Das ist fatal, sind das doch genau die Felder, in die eigentlich mehr statt weniger investiert werden müsste, um die Energiewende in der Wirtschaft zu stemmen. Statt zu bremsen und zu behindern, erwartet die Wirtschaft von der Politik daher Wirtschaftlichkeit, Freiwilligkeit und Technologieoffenheit als Leitlinien der Energiepolitik“, bekräftigt der IHK-Hauptgeschäftsführer. Über 80 Prozent der befragten Unternehmen bundesweit sehen das so.

Zunehmende Tendenz zur Abwanderung ins Ausland

Die Folge all dieser Entwicklungen: „Das Thema Energieversorgung und Energiepreise stellt den Standort in Frage. Besonders in der Industrie sehen wir eine Einschränkung der Produktion im Inland und eine zunehmende Tendenz zur Abwanderung ins Ausland“, verdeutlicht Schreiner. Bundesweit hat mehr als jeder dritte Industriebetrieb bereits Kapazitäten ins Ausland verlagert oder plant konkrete Maßnahmen dazu. In Niederbayern liegen die Werte etwas darunter, der IHK-Chef ist aber dennoch alarmiert: „Dass sich die niederbayerische Wirtschaft hier noch als widerstandsfähiger erweist, liegt an ihrer gesunden Struktur, die vom Mittelstand und Familienunternehmen geprägt ist. Das hat unsere Wirtschaft lange krisenfest gemacht und ist ein wichtiger Standortfaktor. Selbstverständlich ist das aber nicht: Diese Vorteile gehen uns zunehmend verloren, nicht zuletzt dank einer fehlgeleiteten Energiepolitik im Bund, aber auch direkt bei uns vor Ort.“

Johannes Karasek

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