10.12.2024

Konkurrenz aus China: Niederbayerns Händler fordern fairen Wettbewerb

Box of production line with China flag in manufacturing industry, technology for export in warehouse factory.

Während einige niederbayerische Einzelhändler dem anstehenden Weihnachtsgeschäft optimistisch entgegensehen, kämpft die Branche insgesamt mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten und wachsenden Herausforderungen. Dieses Stimmungsbild vermittelte vergangene Woche eine Sitzung des IHK-Fachausschusses Handel unter Leitung der Vorsitzenden Petra Steinberger (DICTUM GmbH, Plattling).

In den Rückmeldungen der Betriebe war die Rede von steigenden Kosten etwa für Löhne und Gehälter, für Mieten und Energie, bei gleichzeitig sinkenden Umsätzen und deutlicher Kaufzurückhaltung der Kunden. Was zudem alle Händler in der einen oder anderen Form massiv behindert: die weiter zunehmende Belastung durch Bürokratie, einschneidende Regeln oder umfangreiche Dokumentationspflichten. In Verbindung mit dem anhaltenden Fachkräftemangel ergibt sich daraus eine kritische Situation für den Handel: „Die Unternehmen fahren auf Sicht“, fasste es die Ausschussvorsitzende Steinberger zusammen.

Was nicht nur die im Online-Handel tätigen Betriebe aktuell besonders ärgert, ist die stark anwachsende Konkurrenz durch Billig-Plattformen aus China wie Temu oder SHEIN. „Wir stellen uns gerne dem Wettbewerb, aber bitte zu fairen Bedingungen. Bei uns gelten höchste Standards für Produktsicherheit und Verbraucherschutz, und gerade bei den deutschen Betrieben wird das auch sehr genau und äußerst umfassend kontrolliert. Für die Anbieter aus China scheinen diese Regeln aber nicht zu gelten“, kritisierte Steinberger. Hier hakte Dr. Georg Wittmann ein, einer der Referenten der Ausschusssitzung, der sich per Video zugeschaltet hatte. „Wir haben kein Regelungsproblem, wir haben ein Vollzugsproblem“, stellte Wittmann klar – er ist Geschäftsführer des Handelsforschungsinstituts ibi research in Regensburg. Wittmann berichtete beispielhaft von dem Fall eines mittelständischen Handelsunternehmens aus seiner Region, das eine wochenlange Zollprüfung über sich ergehen lassen musste – im Ergebnis ohne jegliche Beanstandung. Vor der Paketflut, die chinesische Online-Händler jeden Tag nach Deutschland schicken, scheinen die Zollbehörden hingegen zu kapitulieren; effektive Kontrollen fänden nicht statt und auf bekannte Missstände werde nicht reagiert. „In den Medien wird von Fällen berichtet, die an handfesten Betrug heranreichen“, merkte Steinberger an. Die Händler forderten daher entschiedene Maßnahmen der Politik, um die geltenden Gesetze und Regeln auf deutscher sowie EU-Ebene durchzusetzen und Verstöße zu sanktionieren.

Trotz dieser Forderung ist aber auch den niederbayerischen Händlern klar, dass die Konkurrenz gerade im Online-Geschäft eher noch weiter zu- als abnehmen wird. Um sich dafür zu wappnen und hier im Wettbewerb aufzuholen, bietet Künstliche Intelligenz neue Möglichkeiten – einen Einblick dazu gab in der Ausschusssitzung Michael Witzenleiter, Gründer des KI-Start-ups Conversion Maker. Er zeigte den Unternehmern Potenziale der Technologie in Bereichen wie personalisierte Kundenansprache, Chatbots oder die Erstellung von Texten und Videos. Auch wenn viele KI-Lösungen (noch) nicht perfekt seien, lautete doch das Fazit von Witzenleiter: „Sehen Sie nicht nur die Gefahren und Risiken, sondern ebenso die Chancen! Pessimisten waren noch nie Gewinner.“

Thomas Breinfalk

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