08.01.2025

Neue DIHK-Hauptgeschäftsführerin Helena Melnikov mahnt Reformen und Impulse an

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Einen klaren Fokus auf Unternehmertum und Rahmenbedingungen, die Wachstum ermöglichen, wünscht sich Helena Melnikov, die neue Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), für 2025.

Nachfolgend beschreibt sie die Leitplanken für ein starkes Deutschland in einem starken Europa.

Von Helena Melnikov, Hauptgeschäftsführerin des DIHK

Dieser Jahreswechsel lässt uns kaum Zeit zum Durchatmen. Globale Unsicherheiten, wirtschaftliche Umbrüche und politische Spannungen haben ein seit Jahrzehnten nicht gekanntes Ausmaß erreicht. Hinzu kommt in Deutschland eine ungewöhnlich lange Phase der wirtschaftlichen Stagnation. Diese Situation verlangt den deutschen Unternehmen viel ab.

Während alle anderen Industrieländer nach den aktuellen Zahlen der OECD wachsen, führen wir als Schlusslicht vor allem Diskussionen über neue Schulden und mehr Umverteilung. Wir sollten endlich über strukturelle Reformen und greifbare Wachstumsimpulse sprechen – und dabei genau auf die Unternehmen hören.

Wirtschaft stärken, Zukunft sichern

Ohne starke Unternehmen gibt es keinen starken Standort und umgekehrt. In Deutschland brauchen wir daher einen klaren Fokus auf das Unternehmertum und auf Rahmenbedingungen, die Wachstum ermöglichen. Dazu gehören der konsequente Abbau von Bürokratie und übermäßig langen Genehmigungsverfahren, eine belastbare Infrastruktur, bezahlbare Energiepreise und ausreichend Fachkräfte – um nur einige drängende Themen zu nennen.

Seit 15 Jahren arbeite ich an den Schnittstellen von Wirtschaft und Politik. Ich habe viele Unternehmen vor Ort besucht und gerade dort viel über Regulierung gelernt: Gut gemeint ist oft nicht gut gemacht. Das gilt für Berlin ebenso wie für Brüssel.

Die künftige Bundesregierung wie auch die neue EU-Kommission müssen den Unternehmen wieder Luft zum Atmen und Raum zum Agieren lassen. Der Staat setzt den Rahmen für wirtschaftlichen Wettbewerb, aber er darf nicht lenkend in den Wettbewerb eingreifen. Er hat mit seinen Kernaufgaben genug zu tun, die auch für eine funktionierende Wirtschaft elementar sind, wie Sicherheit, Bildung und Infrastruktur. Hier gibt es aktuell erheblichen Nachholbedarf.

Auf europäischer Ebene müssen die Bürokratie konsequent abgebaut und Märkte durch gezielte Handelsabkommen geöffnet werden.

Chancen nutzen, Partner gewinnen

International sind Offenheit und wirtschaftliche Stärke die Schlüssel, um neue Partnerschaften einzugehen und bestehende auszubauen. Mehr als 90 Prozent des globalen Wirtschaftswachstums finden heute außerhalb Europas statt. Ein Lichtblick ist das – wenn auch noch längst nicht ratifizierte – Mercosur-Abkommen im vergangenen Jahr, das uns einen Markt mit 270 Millionen Einwohnern eröffnet. Es ist essenziell, dass wir weiterhin für die Vorteile und für mehr Freihandelsabkommen eintreten. Dazu gehört insbesondere ein Abkommen mit Indien, dessen Wirtschaft bis 2030 zur drittgrößten der Welt heranwachsen soll. Das erweitert nicht nur die Exportmöglichkeiten für deutsche Unternehmen, sondern treibt auch die Diversifikation der Lieferketten voran und ist ein wichtiger Schritt, um Abhängigkeiten von einzelnen Märkten zu verringern.

Unternehmen agieren in Deutschland und weltweit im Wettbewerb, auf eigenes Risiko und daher verantwortlich. Sie verdienen mehr Freiraum, Wertschätzung und Verständnis statt immer neuer Berichtspflichten, bürokratischer Auflagen und höherer Abgaben.

Gemeinsam gestalten, gemeinsam wachsen

Ich bin überzeugt: Wir stehen als starke Stimme der Wirtschaft genau an der richtigen Stelle, um Impulse zu setzen und Orientierung zu geben. Gemeinsam mit Ihnen können wir erreichen, dass die berechtigten Belange der Unternehmen wieder stärker in den Fokus rücken – nicht nur als Thema für Sonntagsreden, sondern in längst überfälligen Reformen, die bei den Unternehmen spürbar ankommen. Denn nur so bleibt unsere Wirtschaft der Motor für Wachstum, Innovation und Stabilität. Nur dies eröffnet uns Chancen für Veränderung und Fortschritt.

Deutschland ist heute noch Europas größte Volkswirtschaft und die drittgrößte der Welt. Doch dieser Status ist keine Garantie, sondern eine Verpflichtung. Die vordringlichste Aufgabe für uns alle ist, für Rahmenbedingungen zu kämpfen, unter denen die Wirtschaft wieder wachsen kann. Und niemand ist so nah am Puls der Wirtschaft wie die DIHK und ihr Netzwerk aus 79 IHKs in Deutschland und 150 AHK-Standorten weltweit.

Wir stehen bereit, diese Aufgabe mit Entschlossenheit anzugehen. Gemeinsam können wir 2025 zum Jahr des Aufbruchs machen – für ein starkes Deutschland in einem starken Europa.

Lassen Sie uns 2025 zum Chancenjahr machen!