Faszination auf Kufen

Niederbayern ist seit vielen Jahren eine Eishockey-Hochburg, geliebt wird der Sport über alle Maßen. Vier Clubs sind dabei als Unternehmen tätig – immer wieder mit großem sportlichen aber auch wirtschaftlichen Erfolg. „Bully“ für Straubing, Landshut, Deggendorf und Passau.

Professional hockey player skating on ice Isolated on the white
© EUGENE_ONISCHENKO

In Niederbayern gibt es vier Eishockey-Profi-Clubs. Während die Straubing Tigers in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) und damit der höchsten Spielklasse in Deutschland den Puck übers Eis jagen, ist der EV Landshut in der zweithöchsten Liga, der DEL2, aktiv. Der Deggendorfer SC und die Passau Black Hawks treten in der Oberliga Süd an. Den verschiedenen Spielklassen zum Trotz beobachten die Verantwortlichen aller vier Clubs, dass Eishockey an Reichweite gewinnt. Im Eisstadion „Am Pulverturm“, der Heimspielstätte der Straubing Tigers, kommen zu jedem Spiel durchschnittlich 5.000 Zuschauer. Darunter sind Hunderte Gästefans. „Die Fans lassen natürlich auch Geld da – sei es für Essen oder Übernachtungen in Hotels“, folgert Gaby Sennebogen, Geschäftsführerin der Straubing Tigers GmbH & Co. KG. Das Einzugsgebiet reicht normalerweise bis zu 150 Kilometer, manchmal sogar weiter. Die Iserlohn Roosters beispielsweise setzen Sonderzüge zu den Auswärtsspielen ihrer Mannschaft ein. „Dann kommen auf einen Schlag rund 800 Gäste“, so Sennebogen. Für sie steht fest: „Ein besseres Marketingtool als die Tigers wird es für die Stadt Straubing nicht geben.“ Ein ähnliches Statement gibt Alexander Steiger, Präsident des EV Landshut, ab. „Ich sage gerne flapsig zum Bürgermeister, dass wir Stadtmarketing betreiben – und das ist auch so!“ Die Profimannschaft des EVL begrüßte in der Saison 2024/2025 bislang durchschnittlich rund 3.800 Zuschauer in der Fanatec Arena und trage maßgeblich zur Bekanntheit der Stadt bei, „natürlich auch, weil wir den Namen durch ganz Deutschland fahren und mittlerweile viele Talente ausgebildet haben, die international Fußabdrücke hinterlassen haben.“ Auch die Ausrichtung des Deutschland Cups in den Jahren 2023 und 2024 sei mit einer massiven Außenwirkung verbunden gewesen. Das lockt Besucher nach Landshut und kurbelt den Städtetourismus an. „Davon profitiert der Einzelhandel“, so Steiger.

Auch in der dritthöchsten Spielklasse, der Oberliga Süd, darf der Effekt auf Branchen wie Gastronomie, Hotellerie und Handel nicht unterschätzt werden. Seit dem kurzzeitigen Aufstieg in die DEL2 in der Saison 2017/2018 profitiert der Deggendorfer SC von gestiegenen Zuschauerzahlen. „Wir waren zwar nur ein Jahr dabei, aber es ist ein richtiger Hype entstanden“, berichtet Prokurist Stefan Liebergesell.

Vor dem Aufstieg lag der Besucherdurchschnitt bei den Heimspielen bei 600 bis 700 Fans. In den letzten Jahren ist diese Zahl auf rund 2.100 Zuschauer gewachsen: Eishockey-begeisterte, die nicht nur kommen, um ihre Mannschaft anzufeuern, sondern Umsätze generieren. Bei den Passau Black Hawks liegt die Zahl der Besucher im Schnitt bei 800 bis 850. „Die Derbys machen einen großen Teil aus. Dann ist die Halle mit 1.500 Plätzen ausverkauft. Das treibt den Schnitt nach oben“, sagt Geschäftsführer Kevin Dierks. Auch hinter die Kulissen lässt er blicken. Das Management musste in den vergangenen Monaten eine herausfordernde Zeit bewältigen. Während die anderen niederbayerischen Clubs bereits seit geraumer Zeit als Unternehmen wirken, erfolgte zum 1. August 2024 auch beim Oberligisten Black Hawks die Umstrukturierung vom Verein zur GmbH. „Das war mit großem Aufwand verbunden. Die ersten Schritte sind aber gut angelaufen“, resümiert Dierks und verweist auf die Vorteile dieser Neuerung. Allem voran spricht er von kürzeren Entscheidungswegen bei der Profimannschaft. Die Frage nach der wirtschaftlichen Bedeutung des Clubs für die Stadt und die Region beantwortet Kevin Dierks etwas zurückhaltender als die Vertreter der anderen Clubs. „Bei uns in Passau geht das gerade erst los und ist noch nicht so extrem wie an anderen Standorten. Ich bin aber der Meinung, dass wir hier vielfältige Möglichkeiten haben und einen großen Mehrwert bieten können.“ Fest steht: Die Eishockey-Clubs haben wirtschaftliche Strahlkraft auf andere Sektoren. Dabei darf nicht vergessen werden, dass sie auch selbst als Unternehmen agieren, Mitarbeiter beschäftigen und Investitionen in der Region tätigen. Gaby Sennebogen von den Straubing Tigers nennt als Beispiele die pünktlich zum Start der DEL-Saison 2024/25 eröffnete Fangaststätte im Anbau des Stadions oder die Business Lounge – ein 2,5 Millionen Euro-Projekt. Die 470 Plätze in der Business Lounge erfreuen sich so großer Beliebtheit, dass auf lange Sicht eine Erweiterung geplant ist. Die Besonderheit: Hier treffen Unternehmer auf neue Gesichter, knüpfen an alte Kontakte an und tauschen sich in lockerer Atmosphäre aus. Damit wird die Business Lounge bei den Heimspielen der Tigers zu einer zentralen Netzwerkplattform der regionalen Wirtschaft. Darüber hinaus gibt es mit dem Sportsponsoring noch eine weitere Verknüpfungsebene zwischen heimischen Unternehmen und den Eishockey-Clubs. Die Straubing Tigers GmbH & Co. KG hat aktuell 31 Gesellschafter – alle sind mittelständische Unternehmen. Dazu kommen rund 250 Partner im Sponsoring, die mit ihren finanziellen Mitteln ermöglichen, in Nachwuchsarbeit, Infrastruktur, Technik und Equipment zu investieren. „Hier möchten wir weiterwachsen. Wir freuen uns über jeden, der uns unterstützen möchte“, so Sennebogen.

Dieses Ziel verfolgen auch die anderen niederbayerischen Clubs. Sponsoring ist neben dem Ticketverkauf und Merchandising eine tragende Säule, um den Betrieb am Laufen zu halten. Beim EV Landshut hat sich eine breite Streuung bewährt. „Wir sind nicht abhängig von einem Großsponsor“, betont Alexander Steiger. Gerade in wirtschaftlichen schwierigen Zeiten sei das ein Vorteil, sollten einzelne Unterstützer wegbrechen. Beim Deggendorfer SC spürt man bereits Zurückhaltung im Sponsoringbereich. „Werbebudgets werden oftmals als erstes gestrichen“, verrät Liebergesell kein Geheimnis. Umso wichtiger ist ihm, über die vielfältigen Möglichkeiten aufzuklären. „Es ist nicht mehr wie früher, als einfach Logos an der Bande hingen.“ Vielmehr gehe es heute um themenbezogene Werbung. „Gerade im Bereich Personalmarketing können wir extrem helfen. Unser schlagkräftigstes Argument ist die Reichweite, die wir erzielen.“ Auch Kevin Dierks von den Black Hawks ist davon überzeugt, dass Unternehmen gut daran tun, für Sportsponsoring offen zu bleiben. Er verweist auf die Signalwirkung: die klare Positionierung zur Heimat. „Es ist ja auch ein Zeichen. Man gibt der Gesellschaft etwas zurück, indem man den regionalen Sportclub unterstützt und somit dafür sorgt, dass an den Wochenenden gelungene Aktivitäten stattfinden können.“

Artikelnr: 271835