„Wer Resilienzfähigkeit hat, wird bestehen“

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Auch für die niederbayerischen Unternehmer ist Europa ein großes Thema. Hunderte unserer regionalen Beriebe engagieren sich im europäischen Ausland. Know-how und Produkte werden sowohl importiert als auch exportiert. Boris Schneidhuber, Geschäftsführer der AKE technologies GmbH in Passau, berichtet exemplarisch über seine Erfahrungen zum Thema Europa.

Die aktuelle wirtschaftliche Situation für international tätige deutsche Firmen ist mehr als problematisch. Gerade die deutsche Autoindustrie steht vor dem größten Wandel ihrer Geschichte. Experten zufolge könnte die Transformation 2024 voll durchschlagen.Mit einer weiter angespannten Lage rechnet auch Boris Schneidhuber von AKE technologies. Das Unternehmen ist Spezialist für anspruchsvolle Anlagentechnik mit Fokus auf den Automotivesektor. AKE entwickelt und fertigt Produktionssysteme in den Bereichen Montage- und Prüftechnik, Fahrzeuginterieurprodukte, Störgeräuschakustik sowie Umwelttechnik.

Europa bietet viele Chancen, birgt aber eben auch zahlreiche Herausforderungen", sagt Schneidhuber. Durch die zunehmende Internationalität finden Ausschreibungen heute weltweit statt. Häufig entscheidet letztlich nur noch der Preis. Das Thema Kosten trifft aus Sicht des Unternehmers Deutschland massiv. "Es gibt insgesamt drei Hauptthemen: Löhne und Gehälter, die Energiepreise und das Thema Zinsen", stellt der Unternehmer fest. Dazu käme die massive Bürokratie, die nicht nur zeit- sondern eben auch sehr kostenintensiv sei. Automobil- und Zulieferunternehmen, die mit sensiblen Daten umgehen, müssen ihre Fähigkeit der IT-Sicherheit mit einer TISAX®-Zertifizierung bestätigen.

Laut Schneidhuber nur ein Beispiel für ein aufwändiges Verfahren, das auch wieder "on top" geleistet werden müsse. Aus seiner Sicht ist es kein Wunder, dass zahlreiche Unternehmer ihre Betriebe oder Teile davon ins Ausland verlagern wollen.Das gern verwendete Argument des technologischen Vorsprungs in Deutschland ist aus seiner Sicht längst kein Thema mehr. "Unsere osteuropäischen Nachbarn haben ihre Hausaufgaben auch gemacht und in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten massiv mit ihrem Know-how aufgeholt. Selbst wenn manche Firmen ihre Konstruktions- und Softwareentwicklung in Deutschland belassen: Einfachere Arbeiten sind definitiv im osteuropäischen Ausland günstiger zu bewerkstelligen", ist sich der Unternehmer sicher.

Der Firmensitz der AKE Gruppe befindet sich im niederbayerischen Passau. Hier werden die Montagelinien und Anlagenkonzepte entwickelt, konstruiert und hergestellt. Um den internationalen Kunden den bestmöglichen Service zu bieten, hat AKE Niederlassungen in Rumänien und China. Zudem arbeitet das Unternehmen mit zahlreichen Vertriebs- und Service-Partnern in Europa, Asien und den USA zusammen. Europa bietet dabei aus Sicht des Unternehmers klare Vorteile.

"Eine eigene Niederlassung in den USA ist meiner Meinung nach für Mittelständler häufig sehr schwierig gewinnbringend umsetzbar. Ein sehr hoher Verwaltungsaufwand, unterschiedliche Rechtsformen und Steuerregeln der einzelnen Bundesstaaten und sehr hohe Personalkosten sprechen unserer Erfahrung nach dagegen. Hinzu kommt natürlich auch der Entfernungsfaktor", sagt Schneidhuber. "Ich spreche hier auch für viele Kollegen, wir sind uns einig: Ohne EU geht es nicht. Aber die Konkurrenz ist massiv – nicht nur die aus den USA oder Asien. Und der Druck steigt", stellt Schneidhuber fest.

Es heißt Lösungen finden

Strukturelle Veränderungen, starke Konkurrenz, der Übergang zu Elektroautos und andere technologische Umwälzungen haben dazu geführt, dass Unternehmen ihre Strategien anpassen und Kostenstrukturen weiter überprüfen müssen.

"Man muss sich aber trotz aller Herausforderungen schon auch treu bleiben", sagt Boris Schneidhuber. Ein Wechsel der Branchen alleine sei definitiv kein Allheilmittel. Auch AKE technologies habe inzwischen längst weitere Standbeine im Visier wie die Medizintechnik, den Consumerbereich, die Holzindustrie oder den Freizeitsektor. Eine Neuausrichtung sei sicherlich gut, wichtig und richtig. Dennoch solle aus Sicht des Unternehmers immer klar sein, wo die Kompetenzen liegen, um sich nicht zu verzetteln.

"Wer die größte Resilienzfähigkeit hat, der wird bestehen bleiben. Für alle anderen könnte es tatsächlich schwierig werden. Wir sind zuversichtlich, dass Europa, dass die niederbayerische Wirtschaft in Europa, weiter existieren kann. Aber es braucht Veränderungsbereitschaft, das ist sicher", fasst Boris Schneidhuber zusammen.

Artikelnr: 232975